Am zentralen Platz Bethlehems steht die Geburtskirche auf der einen, und die Omar-Moschee auf der anderen Seite. Heutzutage leben sowohl Christen als auch Moslems in Bethlehem, und die Stadt ist umgeben von jüdischen Siedlungen. Die verrufene Mauer, die errichtet wurde um Israel und die Palästinensischen Autonomiegebiete voneinander zu trennen, verläuft mitten durch Wohngebiete. Zäune und Wachttürme stehen nicht weit vom Stadtzentrum. Bethlehem beherbergt Flüchtlingslager, die nach der israelischen Invasion von 1948 errichtet wurden. Viele Palästinenser wurden genötigt ihre Heimat zu verlassen. Die Lager sind mittlerweile in Bezirke ausgewachsen, in denen mehrere Generationen miteinander leben. Deheishe ist das größte und bekannteste palästinensische Auffanglager. Im Al-Khader – Viertel (Arabisch für St. Georg, der den Drachen tötete) liegt die Hope Flowers School, nahe der Sperranlage und am Rande des Westjordanlandes.
“Poignant is the location of the school right by the separation wall, on the boundary of the West Bank – a wall between the distinct worlds that are Palestine and Israel. The contrast in social atmosphere is stark: geographically they are close and adjacent, squeezed into such a small land, but psycho-socially they could be on opposite sides of the planet.” *
Pionier in Friedensunterweisung
Die Hope Flowers School ist seit über mehr als 30 Jahren ein Pionier in konstruktiven Friedensunterweisung für Kinder in Konfliktgebieten. Die Schule richtet sich auf Kinder zwischen fünf und 14 Jahren, die durch Konflikte traumatisiert wurden und die Armut, Unterernährung und Perspektivlosigkeit ausgesetzt sind. 80 Prozent der Schüler kommt aus Deheishe und anderen Flüchtlingslagern aus dem Gebiet.
Das Team der Hope Flowers School verwendet seinen besonderen erzieherischen Ansatz, um sich den schwierigen Umständen in Palästina zu stellen als Folge des fortwährenden Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern. Lehrer integrieren pädagogische Erkenntnisse und Techniken der Friedensbildung ins Curriculum, wie zum Beispiel: den Umgang mit schwierigen Situationen und Frustration; das Ausdrucken von Gefühlen und Gedanken; das gemeinsame Diskutieren und Entscheiden innerhalb Gruppendiskussionen; Kooperation; und aktives Zuhören.
These were not theoretical lessons to peace studies: peace building and democratic practices were incorporated into school activities to train children personally for real life – it concerned their current situation. Language lessons taught real communication skills. Art involved drawing and painting traumatic situations, to help kids work out their feelings and transform their memories. Mathematics involved calculating quantities for reconstruction of buildings. Nature studies concerned actually growing food crops, and science involved learning how to fix the electrics or work out the volume of a water-cistern.’*
Ein gutes Beispiel dieser besonderen Ausbildung im Curriculum ist das “teilnahmvolles Zuhören” Programm. Sowohl Schüler, als auch Eltern oder Familienmitglieder können daran teilnehmen.
‘The children are taught Compassionate Listening – sitting in a circle and lending complete attention to each other’s experience. It gives them ways of stretching their experience and understanding themselves beyond the framework of their own little worlds. Compassion isn’t about feeling sorry or even agreeing with others – it’s simply the art of witnessing, seeing what life looks like from the other side.’*
Für Kinder und ihren Familien
Die Hope Flowers School ist um das Hope Flowers Community Development Centre in 2004 erweitert worden. Das Community Centre bietet Programme für Jugendliche und Erwachsene an. Es gibt Computer-Kurse, sowie Kurse für Kleinbetriebe. Des Weiteren wird Training für Lehrer anderer Schulen angeboten, die mehr über Friedensunterweisung erfahren möchten. Zudem ist es ein Ort, an dem Familientherapie und Empowermenttraining veranstaltet wird.
Eine Schulpsychologin arbeitet sowohl für Kinder als auch für Lehrer. Sie unterstützt Kinder mit Verhaltensstörungen. Oftmals werden die Schüler in Übungen und Trainingen zusammen mit ihren Eltern beschäftigt. Lehrer lernen, wie sie mit Kindern mit schwerwiegenden Funktionsstörungen umgehen können. Sofern erforderlich, können weitere Spezialisten eingreifen.
‘Hope Flowers respects the inner sensitivities and subjectivities of children and it draws in parents and the wider community on a personal, friendship basis. Its aim is to remove the causes of violence from children and families living in a country where hardship levels are high, where tough stuff happens for many years now.’*
Hope Flowers beteiligt sich an Austauschprogrammen mit israelischen Schulen und lässt die Kinder somit mit anderen Religionen und Kulturen in Kontakt treten. Anfangs gab es sogar gemeinsamen Unterricht mit jüdischen, christlichen und muslimischen Kindern. Dies musste jedoch leider aufgegeben werden aufgrund des Einreiseverbots verordnet durch die israelischen Behörden.
Etatprobleme
Die Kinder, die die Schule besuchen bezahlen, sofern möglich, Schulgeld sowie Transportkosten und Mahlzeiten. Angesichts der Tatsache, dass es vielen Eltern aufgrund der schwierigen wirtschaftlichen Lage nicht möglich ist, dieses Geld für ihre Kinder aufzubringen, wird die Schule teilweise durch externe Mittel aus dem Ausland mitfinanziert. Träger kommen aus der Schweiz, den USA und den Niederlanden. Die Schule kämpft jedoch mit einer fortwährenden Unterdeckung des Kontos, die es erschwert, die Lehrer angemessen zu bezahlen und alle Aktivitäten zu finanzieren.
*Die englischen Zitate stammen aus dem Buch “Pictures of Palestine: A humanitarian blogging from Bethlehem” (© 2012) von Palden Jenkins (www.palden.co.uk/pop). Der Brite ist ehrenamtlich für Hope Flowers aktiv und kennt die Schule von innen heraus.