Nourhan
“Ich habe mich verändert und gebessert seitdem ich die Hope Flowers School besuche. Ich bin so glücklich mit meinen Mitschülern, ich habe nun so viele Freunde.”
Dies ist die Geschichte von Nourhan Hassan Masalmeh; sie ist eine 12-jährige Schülerin, die erst seit einem Jahr an der Hope Flower School ist. Ihre Familie lebt in al-Doha, wo Nourhan nicht viel Aufmerksamkeit bekam, da sowohl Vater als auch Mutter arbeiten und sie zudem 6 Geschwister hat.
Nourhan hatte eine schwerwiegende Lernbehinderung, welches sie von ihren Altersgenossen isolierte, da sie als geistig behindert eingestuft und behandelt wurde.
Nachdem Nourhan erfolgreich an der Hope Flowers School angemeldet wurde, schätzte die Belegschaft zuallererst ihre Situation ein. Mehrere Lernschwierigkeiten wurden festgestellt, welches ihre Situation erschwerte. Daher wurde ein personalisiertes pädagogisches und soziales Therapiekonzept für Nourhan ausgearbeitet, verbunden mit den Gebrauch von Technologie (z.B. spezielle Software, um Sprachprobleme zu bewältigen).
Schrittweise konnte Nourhan in den nächsten Monaten Forschritte vorweisen, da sie positiv auf das für sie individuell gestaltete Konzept reagierte.
“Nourhan ist sehr auf das Lernen mit Computern angewiesen; unser neues Computerzentrum hat ihr sehr geholfen, schnellen Fortschritt zu verbuchen und sich besser konzentrieren zu können”, sagt ihre Lehrerin Fatin.
Nach einem Jahr an der Schule hat Nourhan sich gut in Lesen & Schreiben entwickeln können. Als sie an die Hope Flower Schule kam, war Nourhan sehr introvertiert, aber mittlerweile sucht sie den Kontakt mit ihren Mitschülern und hat schon einige Freunde gefunden. Darüber hinaus wächst ihr Selbstbewusstein und infolgedessen ist ihre Persönlichkeit stärker geworden, welches ein vielversprechendes Zeichen für ihre Zukunft ist.
We’am
“Ich möchte eine Malerin werden und ich möchte so viel Geld wie möglich verdienen, sodas ich meinem Vater, meiner Mutter und meinen Geschwistern helfen kann.”
Dies ist der Wunsch von We’am al-Masalmeh, einer 12-jährigen, introvertierten, sensiblen, geistreichen und talentierten Sechstklässlerin. Sie lebt mit ihren Eltern, zwei Brüdern und zwei Schwestern in einem kleinen Haus mit nur zwei Zimmern in dem al-Azzeh Flüchtlingslager, ein paar Kilometer nördlich von Bethlehem. Ihre Familie ist sehr arm.
We’am hatte große Schwierigkeiten mit Lesen und Schreiben. Sie hatte kein ausgeprägtes Selbstbewusstsein, war sehr schüchtern und spielte nicht mit den anderen Kindern. We’am war allzeit geistesabwesend. Nachdem der Schulpsychologe an der Hope Flowers School sie bewertete, wurde We’am in die Gruppe der Kinder mit Lernbehinderung zugewiesen. Dort wird den Kindern größere individuelle Aufmerksamkeit geschenkt, da die Gruppen viel kleiner sind. Einer der Ansätze, die Hope Flowers verfolgt, ist die Kreativität und Selbstdarstellung eines Individuums zu stimulieren, um das Selbstwertgefühl zu steigern. We’am konnte schon bald erste Erfolge feiern, und mittlerweile haben sich ihre Lese- und Schreibefähigkeiten verbessert und ist sie imstande sich besser konzentrieren zu können.
“We’am kann inzwischen lessen, schreiben und sie malt bildschön. Sie ist talentiert, aber sie benötigt jemanden, der sie ermutigt, kreativ zu sein”, sagt ihre Lehrerin Monfa. “We’am begann gute Noten zu schreiben und des Weiteren fing sie mit sportlichen Aktivitäten an, welches sie sehr mag. Als sie zu uns kam, war dies nicht der Fall.”
We’am sagt, dass sie sehr glücklich ist an der Schule; sie mag alle Fächer. Sie hat ihre Lehrer gern und sie motiviert ihre Vettern und Kusinen sich ebenfalls an der Hope Flowers School anzumelden.
Amera
“In Zukunft möchte ich gerne Medizin studieren um Ärztin zu werden”, sagt Amera Mohammad Salah, eine 12-jährige Sechstklässlerin der Hope Flower School.
Amera ist keine gewöhnliche Schülerin; sie wurde mit einem Loch in ihrer Wirbelsäure geboren, welches ihre linke Hüfte ausrenkte. Darum durchlebte sie eine andere Kindheit als die Kinder in ihrer Umgebung, da sie niemals normal laufen konnte.
Hope Flowers School bietet speziale Unterkunftsmöglichkeiten für körperbehinderte Kinder wie Amera, welche nicht eigenständig laufen oder die öffentliche Verkehrsmittel benutzen können um zur Schule zu kommen. Die Vision der Schule ist es, dass alle Kinder mit oder ohne Behinderung Chancengleichheit und die Betreuung erfahren, die sie benötigen, um ein vollwertiges Mitglied der Gesellschaft sein zu können.
Ameras Behinderung hat sie nicht aufgehalten um mit anderen Kindern im Rahmen ihrer Möglichkeiten zu spielen. Sie liebt Fußball und Tennis, und sie wünscht sich, dass Hope Flowers den Schülern eines Tages Sporteinrichtungen zur Verfügung stellen kann. “Es beschäftigt mich wenn ich andere Kinder normal laufen sehe, während mir das verwehrt bleibt. Manchmal werde ich dann etwas verdrießlich aufgrund meiner Situation. Es ist traurig wenn ich sehe, wie meine Freunde laufen können. Aber ich werde erfolgreich in der Schule sein, eine Ärztin werden und glücklich sein.”
Obwohl Ameras Familie unter der wirtschaftlichen Schieflage wie so viele andere Familien in al-Khader leidet, versucht sie momentan eine Operation zu organisieren mit der Hoffnung Ameras Lauffähigkeit zu verbessern.
“Amera ist eine engagierte Schülerin und entschlossen ihre Ambitionen und Ziele im Leben zu erreichen”, sagt ihre Lehrerin Mona. Durch den beständigen Zuspruch ihrer Lehrer und ihrer eigenen, stark entwickelten Persönlichkeit wird sie es zweifellos schaffen.
Mohammad
“Ich möchte Lehrer werden. Ich liebe es, zur Schule zu gehen und viele neue Dinge zu lernen, und zu unterrichten.” Seine Zukunft hat Mohammad Rizeq, fünf Jahre alt und Mitglied des Hope Flower Kindergarten, bereits deutlich formuliert.
Als Mohammad erstmalig im Kindergarten erschien, war sein Verhalten sehr aggressiv und sein Lehrer, Abeer, bemerkte zudem, dass Mohammad Probleme mit seinem Sehvermögen hatte. Die Armut seiner Familie spiegelte sich in seiner zerrissenen Kleidung wider und anhand der Tatsache, dass er nie Pausenbrote mit sich zur Schule nahm. Mohammads Eltern waren zu sehr beschäftigt mit ihren eigenen Problemen des täglichen Lebens und Zuhause bekam der kleine Junge nie die Aufmerksamkeit, die er verdiente.
Mohammad büchste früher gelegentlich aus dem Kindergarten um seine Großeltern zu besuchen, die direkt neben dem Kindergarten wohnen. “Ich liebe meine Oma, sie liebt mich und ich liebe sie am meisten. Sie gibt mir zu essen und erlaubt es mir zu spielen”, sagt der Fünfjährige.
Mohammads Augen wurden im letzten Jahr in Mitleidenschaft gezogen, und seitdem benötigt er eine Brille. Seine Eltern konnten sich die Brille kaum leisten, wodurch Mohammad notgedrungen ohne Sehhilfe auskommen musste. Sein schlechtes Sehvermögen verunsicherte Mohhamad zusätzlich und trugen zu seiner problematischen Verhaltensweise bei. Lehrer und Sozialarbeiter leiteten mehrere Gespräche mit seinen Eltern ein um die Situation ihres Kindes zu erläutern und sie in den für das Kind notwendigen Änderungen zu unterstützen.
Nach einem knappen Jahr haben sich die Dinge für Mohammad zum Besseren entwickelt; er hat mittlerweile eine Brille, bekommt regelmäßig Pausenbrote von seinen Eltern zum Mitnehmen und seine Kleidung sieht schon viel besser aus.
Am allerwichtigsten jedoch ist die Tatsache, dass Mohammads Aggressionen und Unruhe abgenommen haben und er sich nun viel besser fühlt. Kein Wunder, dass er inzwischen Lehrer werden möchte.
Experten in Traumabewältigung
“Wir ziehen nun unser Fachwissen zur Süd-Hebron Region hinzu und werden durch das palästinensische Kultusministerium unterstützt. Außerdem hat das deutsche Außenministerium einen Zuschuss für unser Traumabewältigungsprogramm bereitgestellt in Anerkennung unserer Arbeit.”
Eine Gruppe von ungefähr 20 Frauen und Männern, die als Lehrer an verschiedenen Schulen arbeiten, treffen sich eine Woche vor Weihnachten in einem der Konferenzräume des Hope Flower Community Centers für den letzten Teil eines Trainingsprogramms, welches seit Beginn des Schuljahres durchgeführt wird. Die Sitzung wird von Mahmoud geleitet, welcher ebenfalls die Verantwortung des Traumabewältigungsprogramms trägt. Seit mehr als 20 Jahren hat die Hope Flowers School ein einzigartiges Fachwissen auf diesem Gebiet entwickelt und kann so Lehrern im Umgang mit Kindern mit einer Lernschwäche, bedingt durch direkte oder indirekte Einflüsse von Gewalt, helfen.
Ibrahim Issa, Begründer der Hope Flowers School, hatte das folgende Motto: “Gewalt entsteht aus einer ungeheilten Wunde”. Hope Flowers wurde auf diesem Leitbild gebaut und jene Prinzipien finden sich im Lehrplan zurück. Das Traumabewältigungsprogramm folgt demnach dieser Philosophie bis aufs Mark und die Tatsache, dass diese Expertise nun auch in anderen Regionen des Westjordanlands weitergegeben wird ist eine wichtige Anerkennung der Erfolge der Hope Flowers auf diesem Gebiet.
Die Lehrkräfte der Region Süd-Hebrons, die an dem Programm teilgenommen haben sind ausnahmslos begeistert angesichts der Erfahrung. “Dies ist eine Methodik, die mir gezeigt hat, dass ich erst meine eigenen Trauma konfrontieren muss bevor ich meinen Schülern helfen kann”. “Das Programm hat mir direkten, praktischen Rat bezüglich des Umgangs mit Kindern, welches ein aggressives Verhalten an den Tag legen, geboten”. “Nun betrachte ich ein Kind nicht als faul, wenn es nicht mit den anderen Kindern aufschließen kann. Ich kann die Angst und den Schmerz, das so ein Benehmen verursacht, viel besser erkennen. “Ich habe in diesem Programm gelernt, wie ich den Kindern helfen kann um sich selbst auszudrücken wenn ich merke, dass sie viel zu still sind und nicht mehr mit ihren Klassenkameraden verkehren”.